Ringvorlesung








Gender- und Queerstudies als erkenntnistheoretische Herausforderung für die Religionswissenschaft


ZEIT UND ORT
20.10.2021 - 19.01.2022, Mittwoch, 18:15-19:45 Uhr, Zoom

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Website der Religionswissenschaft an der Universität Hamburg

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Die religionswissenschaftliche Analyse von Diskursen, die als religiös verhandelt werden, hat bislang nur unzureichend die heteronormative Matrix hinterfragt, auf der die gegenwärtige Wissensproduktion zu Religion basiert. Bis in die Gegenwart hinein werden die sozialen Realitäten von Menschen, die einem hegemonialen Männlichkeitsverständnis nicht entsprechen, häufig unter die Erfahrung von Männern subsumiert. So werden Normen, Heilsversprechen usw., die von einem bestimmten, meist sehr eingegrenzten Kreis von Männern formuliert wurden, in der Regel als universal dargestellt - ein Umstand, der schon aufgrund sozialer Geschlechterdifferenzen und der damit einhergehenden unterschiedlichen Lebenserfahrungen als unwahrscheinlich gelten muss.

In den eher seltenen Studien und Debatten, in denen eine explizite Erwähnungen von Frauen oder aber von Identitäten, die heute meist unter LGBTQI* subsumiert werden, erfolgt, werden Aussagen und Sachverhalte unhinterfragt als historischen Gegebenheiten aufgefasst. Die Möglichkeit, dass das "Andere" (das andere Geschlecht usw.) als Phantasieprodukt bestimmter "männlicher Vorstellungen" figuriert und damit nur eine bestimmte hegemoniale Sichtweise auf die soziale Realität reproduziert wird, kommt selten in den Blick. Die Repräsentation des "Anderen" verdankt sich dominierenden gesellschaftlichen Zuschreibungen, an deren Aushandlungsprozessen die Repräsentierten (Frauen, LGBTQ*s usw.) - wenn überhaupt, dann - nur marginal beteiligt waren. Dadurch wird eine phallogozentrische Repräsentation naturalisiert (etwa qua Geschichtsschreibung), die Ausschlussmechanismen verschleiert. Eine heteronormative Matrix, jenseits der Wirklichkeit kaum denkbar zu sein scheint, wird reifiziert.

Im Mittelpunkt dieser Ringvorlesung steht die Frage, wie die in den dominierenden Narrativen und Repräsentationen ausgeschlossenen bzw. unterdrückten Identitäten und deren Repräsentation von sozialer Wirklichkeit sichtbar gemacht werden können. Dabei gilt es den Fokus auf Brüche in hegemonialen "männlichen" Perspektiven zu richten und mögliche Szenarien "weiblicher" bzw. alternativer sozialer Realitäten zutage treten zu lassen. Zugleich gilt es, die epistemologischen Prämissen, welche die gegenwärtige Religionswissenschaft bestimmen, kritisch zu reflektieren. Es wird davon ausgegangen, dass binäre Geschlechternormen zwar historisch zur Sensibilisierung und zum Widerstand gegen Ausschluss- und Unterdrückungsmechanismen geführt haben, dass Geschlechtsidentitäten jedoch nicht auf ein Binar (männlich/weiblich) reduziert werden können. Die Beiträge der Vorlesung eröff-nen neue Perspektiven auf die Bedingungen der Religionsforschung und präsentieren neueste Befunde im gesamten Gender- und Queer-Spektrum.


KOORDINATION:
Prof. Dr. Giovanni Maltese
Missions-, Ökumene- und Religionswissenschaften, Universität Hamburg
Prof. Dr. Inken Prohl
Institut für Religionswissenschaft, Universität Heidelberg



20.10.2021

Einführung


27.10.2021

Gender und Religion: Ein epistemologischer Crash-Kurs

PROF. DR. PEZZOLI-OLGIATI
Institut für Religionswissenschaft und Religionsgeschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München


03.11.2021

Material Girls: Why Reality Matters for Feminism

PROF. DR. KATHLEEN STOCK
Department of Philosophy, University of Sussex, UK


10.11.2021

Gender und Heilung: Die Bedeutung des Pentekostalismus für Frauen in Costa Rica

DR. NORA KURZEWITZ
Institut für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg


17.11.2021

We Are the Witches You Weren't Able to Burn: Über Historiographie der Hexenverfolgung und modernen Feminismus

LAURA BRANDT, M.A.
Institut für Religionswissenschaft, Universität Heidelberg


24.11.2021

Dis(ass)embling Religion: How Queer and Trans Studies Can Change the Field

PROF. DR. MELISSA WILCOX
Department of Religious Studies / Department of Gender and Sexuality Studies University of California, USA


01.12.2021

Geschlecht: Neue Perspektiven auf das Verhältnis von Judentum und Christentum

PROF. DR. CHRISTINA VON BRAUN
Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg


08.12.2021

Die Politisierung der Intimität: Muslimische Geschlechts- und Sexualitätskonzepte und ihre (post-)koloniale Transformation

DANIJEL CUBELIC, M.A.
Leiter des Amtes für Chancengleichheit, Stadt Heidelberg


15.12.2021

(De-)Colonising Gender in the Global South

DR. SABA HUSSAIN
School of Humanities, Coventry University, UK


22.12.2021

An den Rändern der Geschichte: Gender, Religion und Apartheid in Südafrika

PROF. DR. ULRIKE SCHRÖDER
Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie, Universität Rostock


12.01.2022

„Arm, schwarz und weiblich“: Women Empowerment und Fairer Handel. Geschlecht als koloni- ale Wissenskategorie in Kirchen-Räumen

DORIS KRIEGEL
Seminar für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg


19.01.2022

„Religion with Capital „R“: Femininität und die Konzeptualisierung von Islam in Malaya

PROF. DR. GIOVANNI MALTESE
Institut für Missions-, Ökumene- und Religionswissenschaft, Universität Hamburg


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Letzte Änderung: 26.01.2022