Transformationen des Buddhismus in Deutschland

Ein Forschungsprojekt der DFG am Institut für Religionswissenschaft Heidelberg.

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Das Projekt untersuchte unter Verwendung eines multimethodischen Zuganges in der Kombination von quantitativen und qualitativen Methoden auftretende Transformationen buddhistisch inspirierter Vorstellungen und Praktiken innerhalb eines lokal begrenzten Raumes (Berlin) in der deutschen Gegenwartsgesellschaft. Im Mittelpunkt der Analyse stand die Erfassung der sozialen Realität des Buddhismus aus der Sicht der Akteure. Intendiert waren Erkenntnisse über die Bedeutung buddhistischer Vorstellungen und Praktiken für die Weltsicht, Lebensgestaltung und Wertvorstellungen seiner Akteure und die verschiedenen Typen buddhistischer Praxis zwischen religiöser Sinnsuche, Lebensbewältigung (Coping) und dem Streben nach Wohlgefühl.

  1. auf der handlungsorientierten Ebene (Praxistransformationen und Innovationen)
  2. auf der inhaltlichen Ebene (theologische Umdeutungen und Innovationen)
  3. auf der Vermittlungsebene (Anpassung an die mediale Infrastruktur spätmoderner Gesellschaften)
  4. auf der Akteursebene (Funktions- und Kompetenz¬verschiebungen)
  5. auf der sozialstrukturellen Ebene (Adaption hierarchischer Strukturen und Geschlechtervorstellungen; Ausdehnung in weitere Gesellschaftsbereiche, z.B. Gesundheitssektor)
  6. auf der organisatorischen Ebene (veränderte Organisationsformen)
  7. auf der ökonomischen Ebene (adaptierte Finanzierungsformen).

Die Transformationen auf diesen Ebenen sind nicht unabhängig voneinander, sondern stehen in einem wechselseitigen Einfluss- und Bedingungsverhältnis.

Durch den religionsästhetischen Fokus trat die Zentralität der körperlichen Ebene als religiöses Zugangsmedium im westlichen buddhistischen Kontext hervor. Die Körperpraktiken und die damit verbundenen spezifischen Körperwahrnehmungen machen abstrakte buddhistische Vorstellungen und Konzepte sinnlich erfahrbar. Die Materialität des buddhistischen Kontextes kreiert einen Erfahrungsraum in welchem die VerAmittlung von Sinn über die Sinne des Akteurs erfolgt. Zwar werden klassische buddhistische Begriffe und Konzepte verwendet, doch transformiert sich im westlichen Kontext die zugeschriebene Bedeutung. Buddhistische Vorstellungen und Praktiken werden in der Interpretation der Akteure zu Konzepten und Techniken, die das eigene Selbst positiv beeinflussen können und der Stressbewältigung, Entspannung und Selbstoptimierung beziehungsweise dem inneren oder "spirituellen" Wachstum dienen sollen. Buddhistische Konzepte und Methoden transformieren sich im westlichen Kontext im Sinne Foucaults zu 'Technologien des Selbst' und parallelisieren so gesamtgesellschaftliche Prozesse der Spätmoderne.

Ausführlicher Projektbericht (pdf)