Dissertationsprojekt von Anne-Viktoria Borsch, M.A.


Anne-Viktoria Borsch, M.A.
Laufende Promotion


"Religion, Identität und aktuelle Verschwörungsnarrative bei Amerikas Evangelikalen" (Arbeitstitel)

Grundlegend für die religionswissenschaftliche Auseinandersetzung mit Verschwörungsnarrativen ist die Definition dieser als religionsanaloge Formationen, also das Zugeständnis, dass Verschwörungsnarrative an vielen Punkten Analogien oder Verwandtschaften mit von uns als religiös verstandenen Praktiken und Sozialformen aufweisen. Das kann etwa beinhalten, dass derartige Vorstellungen die gemeinsame Imagination einer Verschwörung beinhalten, dass sie ein umfassendes Weltbild beziehungsweise eine umfassende Kosmologie vertreten, oder dass für das Entstehen und den Erfolg von Verschwörungsnarrativen häufig Krisen oder ein Drang zur Kontingenzbewältigung eine Rolle spielen. Außerdem beziehen sich viele Verschwörungsnarrative offen oder verborgen auf verschiedene Religionen oder einzelne religiöse Inhalte.

In vergangenen Untersuchungen zu Verschwörungsnarrativen war bereits zu erkennen, dass es an einigen Stellen Berührungspunkte zwischen Anhänger*innen von verschiedenen Verschwörungsnarrativen und amerikanischen evangelikalen Christ*innen gibt. Lange Zeit blieben Verschwörungsnarrative aber (scheinbar) Randphänomene im sozio-religiösen Selbstverständnis und in der Alltagswelt der Evangelikalen. In jüngster zeit ist aber festzustellen, dass verschwörungstheoretische Narrative in einem breiteren Maße in der Selbstverortung, der Alltagskommunikation und Positionierung evangelikaler Amerikaner*innen in der Gesellschaft deutlich einflussreicher und bindender geworden zu sein scheinen. Beispiele hierfür sind etwa deep state Narrative um die Präsidentschaftswahl 2020, die QAnon-Bewegung oder die verschiedenen Verschwörungsnarrative um die COVID-19-Pandemie.

Dieses Dissertationsprojekt soll daher untersuchen, wie Rezeption und Verbreitung von Narrativen über Verschwörungen im Kontext evangelikaler Christ*innen stattfinden, und ob sich das Verhältnis evangelikaler Amerikaner*innen zu Verschwörungsnarrativen im aktuellen gesellschaftlichen Kontext geändert hat. Wie drückt sich das in der Selbstverortung und im religiösen Alltag der Akteur*innen aus?



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Letzte Änderung: 14.09.2022