Zur Soteriologie des Designs



"Design" bezieht sich längst nicht mehr nur auf die funktionale Gestaltung alltäglicher Gegenstände, sondern erfährt spätestens mit Zeiten der Spätmoderne einen umfassenden Wandel, in dessen Folge vor allem die Körper und Oberflächen von Akteuren selbst zu "Designobjekten" werden. In nicht von der Hand zu weisender Analogie zu religiösen Praktiken, beziehen sich Praktiken der Selbstgestaltung nicht allein auf die Optimierung des mitunter als Defizient erfahrenen Selbst. Vielmehr sind sie von weitgreifenden Heilsvorstellungen angeleitet, die oftmals eine so enge Verknüpfung von Designpraxis und religiösen Semantiken zur Folge haben, dass Unterscheidungen zwischen "Religion" und "Kultur" immer weniger eindeutig werden. Gerade dieser Umstand aber macht die Erforschung der "Soteriologie des Designs" für die Religionswissenschaft unabdingbar und gibt ihr die Möglichkeit ihr Profil zu schärfen und auszudifferenzieren. Eine religionswissenschaftliche Betrachtung der "Soteriologie des Designs" versteht "Design" als eine zentrale Kulturtechnik und verweist in diesem Sinne auf eine umfangreiche Untersuchung der Designs im Zusammenhang des von Kulturwissenschaft ubi et orbi ausgerufenen Prozesses einer allgemeinen gesellschaftlichen Ästhetisierung, die Selbstgestaltung für Akteure zu einem sozialen und mithin religiösen Imperativ werden lässt. Wie Bruno Latour sind wir der Überzeugung das "Design" als existentielle Technik des Subjekts verstanden werden muss und überhaupt erst die mögliche Wahrnehmung des Selbst in Bezug auf ein gleichsam gestaltetes Außen konstituiert, so dass "Dasein" letztlich immer auch "Design" ist.

Inken Prohl und Gill Zimmermann


E-Mail: Seitenbearbeiterin
Letzte Änderung: 24.01.2022